Realistische Darstellung einer biologischen Zelle im Übergang zwischen chaotischer Reizüberflutung und harmonischer Rückkopplung. Die Zelle liegt in einem sanft geschwungenen, s-förmigen Lichtfeld zwischen blauer Unruhe und goldenem Gleichgewicht.

Beobachtende Gedanken zu ALS und zellulärer Selbstregulation

Dieser Text entstand im Rahmen der Begleitung eines Menschen mit fortgeschrittener Amyotropher Lateralsklerose (ALS).
Er ist keine medizinische Empfehlung, keine Theorie und kein Versuch, etwas zu beweisen. Sondern: eine **reflektierende Notiz**, die aus einem ärztlichen Gespräch hervorging – und aus dem Bedürfnis, Zusammenhänge anders zu betrachten, ohne sie zu deuten oder festzulegen.

Zentrales Motiv ist die Frage:

> Was, wenn Krankheit manchmal nicht „Zerstörung“ ist – sondern ein **Verlust an Rückkopplung**?
> Was, wenn Zellen – wie eine Amöbe – nicht mehr spüren, wann genug ist?
> Und was, wenn Heilung nicht in der Kontrolle liegt, sondern in der **Erinnerung an Balance**?

Was diesen Text besonders macht, ist nicht eine neue Theorie – sondern der Versuch, Krankheit als einen Prozess zu sehen, in dem Zellen nicht nur sterben, sondern vielleicht einfach **vergessen haben, wie Regeneration geht.**


Zur Hypothese dysfunktionaler zellulärer Rückkopplung bei ALS

**Diese Notiz entstand im Anschluss an ein fachlich offenes Gespräch mit einer neurologischen Fachärztin im Rahmen der Begleitung einer ALS-Patientin.**

Ziel ist es, zentrale Gedanken aus dem Austausch systematisch zu reflektieren – nicht im Sinne einer therapeutischen Ableitung, sondern als strukturierte Beobachtung mit denkoffenem Charakter.

Einordnung

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) gilt als multisystemische neurodegenerative Erkrankung.

Neben genetischen und mechanistischen Faktoren rückt zunehmend die Betrachtung komplexer zellulärer Fehlregulationen in den Fokus – insbesondere im Zusammenspiel zwischen Nervenzellen, Gliazellen, Immunantwort und Mitochondrienfunktion.

Im Gespräch wurde deutlich, dass viele dieser Teilprozesse bereits gut erforscht sind, ihre genaue funktionale Verknüpfung jedoch in Teilen offen bleibt.

Reflexion aus systemischer Sicht

Die Frage, ob die genannten Prozesse auch als Ausdruck einer übergeordneten, dysfunktional gewordenen zellulären Regulationslogik verstanden werden können, bleibt offen, erscheint aus systemischer Perspektive jedoch plausibel.

Die Analogie zur Reizverarbeitung bei einzelligen Organismen – etwa Amöben – bietet hierbei ein funktionales Denkmodell: Auch dort existieren adaptive Reizantworten ohne zentrales Steuerungssystem.

Unter Dauerreiz oder Überlastung können diese jedoch entgleisen – nicht durch Zerstörung, sondern durch Verlust koordinierter Rückkopplung.

Schlussbemerkung

Diese Notiz versteht sich als strukturierte Beobachtung mit Bezug zur ärztlichen Praxis. Sie dient ausschließlich der Reflexion systemischer Zusammenhänge und stellt keine therapeutische Aussage dar.


Abstract (EN)

This brief note emerged from a clinical dialogue during the care of a patient with advanced amyotrophic lateral sclerosis (ALS).
It does not propose a treatment, but reflects on a possible systemic perspective:


That key cellular dysfunctions observed in ALS—such as glutamate excitotoxicity, persistent microglial activation, mitochondrial stress, and impaired autophagy—might not only be isolated events, but signs of a lost or maladaptive regulatory logic at the cellular level.

Drawing on analogies from single-cell organisms such as amoebae, the text explores whether certain cellular responses, once adaptive, might persist in a dysregulated mode when systemic feedback loops fail.
This perspective may not be novel in detail, but it is rarely framed so clearly across systems:
Disease as not just damage, but as a process of forgetting self-regulation.

It is shared here as a potential opening for further discussion—across clinical, neurobiological, and systems-theoretical domains.