Die wahre Kultivierung der Brahmavihāras
Die Brahmavihāras – liebende Güte (Mettā), Mitgefühl (Karuṇā), Mitfreude (Muditā) und Gleichmut (Upekkhā) –
sind nicht etwas, das künstlich erzeugt werden muss.
Sie sind die natürliche Reaktion eines freien Geistes.
1. Warum Brahmavihāras nicht „geübt“, sondern entfaltet werden
- Sie entstehen von selbst, wenn die Hindernisse verschwinden.
- Sie sind kein Ziel, sondern eine Folge klarer Einsicht.
- Wenn du sie nicht empfindest, gibt es ein Hindernis, das dich blockiert.
- Die Praxis ist nicht, „Mettā zu fühlen“, sondern die Blockade zu lösen.
2. Die vier Hindernisse der Brahmavihāras
1. Hindernis für Mettā (liebende Güte):
- Widerstand, Groll, Feindseligkeit, Verachtung, Gleichgültigkeit.
- → Frage dich: „Was hindert mich in diesem Moment daran, offen und freundlich zu sein?“
2. Hindernis für Karuṇā (Mitgefühl):
- Abneigung gegen Schmerz, Überforderung, Erschöpfung, Abwehrreaktion.
- → Frage dich: „Warum vermeide ich gerade jetzt, Mitgefühl zu empfinden?“
3. Hindernis für Muditā (Mitfreude):
- Neid, Konkurrenzdenken, Vergleich, Gleichgültigkeit.
- → Frage dich: „Warum fällt es mir schwer, mich über das Glück anderer zu freuen?“
4. Hindernis für Upekkhā (Gleichmut):
- Kontrollzwang, Angst, Anhaftung, Ablehnung, Ungeduld.
- → Frage dich: „Warum fällt es mir schwer, Dinge so zu lassen, wie sie sind?“
3. Die vier Schritte der Kultivierung (RAIN-Prinzip)
Jede Brahmavihāra entfaltet sich von selbst, wenn die Hindernisse aufgelöst werden.
Das geht in vier Schritten:
1. Erkennen (Recognize)
- „Ich sehe, dass da ein Hindernis ist.“
- Ehrlich wahrnehmen, dass Widerstand da ist – ohne es zu verdrängen.
2. Zulassen (Allow)
- „Okay, dass dieses Hindernis da ist.“
- Das Hindernis nicht bekämpfen, sondern akzeptieren, dass es gerade da ist.
3. Erforschung (Investigate)
- „Was ist das wirklich? Wo kommt es her?“
- Was ist seine Ursache? Eine Angst, ein Muster, eine Prägung?
- Wie fühlt es sich an?
4. Kultivierung (Nurture)
- „Was verstärkt die Brahmavihāra auf natürliche Weise?“
- Entwickle eine praktische Handlung oder Ausrichtung, um die Brahmavihāra zu stärken:
- Mettā: Alle Wesen wollen frei sein von Leid; Alle Wesen möchten glücklich sein
- Karuṇā: Aufrichtige Präsenz mit Leid.
- Muditā: Ehrliche Freude über das Glück anderer.
- Upekkhā: Bewusstes Loslassen von Kontrolle.
- Diese Handlungen nähren die Brahmavihāras – bis sie stabil werden.
→ Wenn das Hindernis vergeht und die Brahmavihāra genährt werden, entfalteten sie sich von selbst.
4. Die Brahmavihāras im Alltag mehren
- Mettā (Liebende Güte) mehren: Tatsache: Alle Wesen wollen frei sein von Leid; Alle Wesen möchten glücklich sein. verinnerlichen.
- Wie fühlt sich Freundlichkeit an, Wo fühlst du es? Merkst Du wenn es nicht da ist? Oder sogar Ärger aufkommt?
- Jeder Moment der sanften, freundlichen Präsenz verstärkt Mettā.
- Karuṇā (Mitgefühl) mehren:
- Definiere Mitgefühl, Lerne Was es bedeutet…
- Mitgefühl ist keine Last – es ist Verbundenheit.
- Muditā (Mitfreude) mehren:
- Freue dich bewusst über kleine positive Dinge die ANDERE im Alltag erleben.
- Übe, das Glück anderer zu sehen, ohne es mit deinem zu vergleichen.
- Upekkhā (Gleichmut) mehren:
- Lerne, Dinge zu lassen, wie sie sind – keine Gleichgültigkeit.
- Gleichmut ist nicht Wegsehen, sondern tiefes Verstehen. Soheit
5. Die Brahmavihāras sind kein Ziel – sie sind die natürliche Richtung
- Sie können nicht erzwungen werden – nur die Hindernisse können gelöst werden.
- Wer ein freier Geist ist, verkörpert die Brahmavihāras von selbst.
- Diese Praxis ist keine Technik – sie ist die Entfaltung von Klarheit.
- Wenn du Widerstand spürst, frage dich nicht „Wie kultiviere ich X?“,
sondern „Warum kann X jetzt nicht einfach da sein?“
Das ist die wahre Praxis.