Kultivierungsanleitung für SenGeKu

SenGeKu ist die ununterbrochene Kultivierung von Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Gelassenheit – sowohl im Stillen Sitzen, in kontemplativen Bewegungen als auch im Alltag.

Die Hindernisse auf diesem Weg sind nicht äußere Umstände, sondern unsere gelernten Reaktionen. Sie sind die Lehrer, an denen Kultivierung sich entfaltet.

Das RAIN-Prinzip (Recognize, Allow, Investigate, Nurture) zeigt, dass das Erkennen und Loslassen von reaktiven Mustern nichts anderes ist als die Umsetzung der Vier Edlen Wahrheiten in moderner Sprache.

Die Brahmavihāras (liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude, Gleichmut) sind keine “freundlichen Gefühle”, sondern bewusste Ausrichtungen des Geistes, die kultiviert werden müssen, um den Weg stabil zu halten.


Schlüsselprinzipien

  • Kein Gegensatz zwischen Meditation und Alltag.
  • Die Form ist nur der Träger – die Intention ist die Praxis.
  • Nichts wird erzwungen, alles wird klar erkannt.
  • Kultivierung endet nicht – sie vertieft sich.

Zweistufige Kultivierung (vereinfachte Form)

1. Die innere Ausrichtung halten (Geistige Kultivierung)

  • Setze die Absicht auf Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Gelassenheit.
  • Erkenne Widerstände als Lehrer.
  • Übe das RAIN-Prinzip konsequent.
  • Erkenne den ventral-vagalen Zustand als Grundqualität.

2. Die äußere Form nutzen (Körperliche Kultivierung)

  • Still-Sitzen stabilisieren.
  • Kontemplative Bewegung als Brücke zwischen Geist und Körper nutzen.
  • Den Alltag als ununterbrochene Praxis begreifen.

Dreistufige Kultivierung

1. Grundhaltung (Intentionale Richtung setzen)

  • Setze die klare Intention, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Gelassenheit zu kultivieren.
  • Diese drei Qualitäten sind keine Emotionen, sondern Entscheidungen, die in jedem Moment getroffen werden können.
  • Akzeptiere, dass Widerstände (Hindernisse) auftauchen – sie sind nicht das Problem, sondern der Lehrer.
  • Erkenne: Alles, was auftaucht, kann durchschaut und verwandelt werden.

2. Anwendung in den drei Feldern

1. Stilles Sitzen (SenZaKu, 禅座功)

  • Verweile stabil und wach.
  • Erkenne die Bewegung des Geistes und kehre zu Einfachheit und Klarheit zurück.
  • Vermeide Verstrickung – erkenne, lasse zu, erforsche, löse auf (RAIN).
  • Fühle den ventral-vagalen Zustand: Ruhig, wach, durchströmt von Freundlichkeit und Verbundenheit.

2. Kontemplative Bewegung (SenDoKu, 禅道功)

  • Jede Bewegung wird bewusst geführt, ohne Hast, ohne Zögern.
  • Spüre die Balance zwischen Stabilität (Erdung) und Fluss (Bewegung).
  • Lass Spannung und Widerstand schmelzen, ohne sie zu bekämpfen.
  • Das erste Jhāna als körperlicher Zustand: Bewegung und Achtsamkeit verschmelzen zu einem fließenden, stabilen Gewahrsein.

3. Alltag (SenSeKu, 禅世功)

  • Kein Moment ist außerhalb der Praxis.
  • Nutze alltägliche Bewegungen, um in Fluss und Stabilität zu bleiben.
  • Begegne allen Phänomenen mit Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Gelassenheit – auch den störenden.
  • Jede Interaktion ist eine Möglichkeit zur Kultivierung der Brahmavihāras.